Bonner Republik — Anmerkung zu einer politischen Heimat, die es nicht mehr gibt (2021)

Siehe auch diesen Beitrag vom 5.2.2019.

Der Journalist und Schriftsteller Wolfgang Herles, einer der wenigen namhaften Bonn-Befürworter in der Hauptstadt-Debatte vor drei Jahrzehnten hat am 1. Mai 2021 an den Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz, Herrn Thomas Haldenwang, eine Offenen Brief gerichtet, der hier veröffentlicht worden ist. Darin lautet ein Absatz:

Zwar bin ich kein Reichsbürger – im Gegenteil, ich halte die Gründung des Deutschen Reichs mit militärischer Gewalt unter Preußens Knute für eine Katastrophe der deutschen Geschichte. Es ist viel schlimmer: Ich bin ein offener Anhänger der Bonner Republik! Damit, ich weiß, bin ich natürlich gefährlich vorgestrig und gesellschaftlich kaum noch vermittelbar. Nun ist es keineswegs so, dass ich die alten Kanzler Konrad oder Helmut (Schmidt) wiederhaben wollte. Es geht mir lediglich um das, was man früher einmal freiheitlich-demokratische-Grundordnung genannt hat. Von ihr ist nicht mehr viel übrig. Wäre ich nicht schon länger hier, dürfte mich heute keine Ausländerbehörde mehr einbürgern, denn ich lehne den herrschenden Geist der Berliner Republik ab. Er ist einer Ideologie verhaftet und nicht mehr der Vernunft. Scharf, aber keineswegs überspitzt formuliert: Ich fühle mich ausgebürgert.

“Ich fühle mich ausgebürgert” ist eine kaum überbietbare Formulierung für ein Gefühl der Fremdheit, der Entfremdung, des Abgestoßen- oder Ausgestoßen-Seins. Ohne das an dieser Stelle vertiefen zu wollen: Nicht nur Wolfgang Herles geht es so, wenn er an Deutschland in der Nacht oder auch am Tage denkt …

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