Helmut Kohl und meine geo-physiognomische Zeichnung (1995)

Im Sommer 1995 saß ich in einem kleinen Kreis von Kollegen in einer Kneipe. An die Einzelheiten (wo, wie, mit wem) erinnere ich mich nicht mehr. Irgendwie kam das Gespräch auf den damals noch amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl (1930-2017). Ich erklärte, das ich meinen Pfälzer Landsmann für eine tragische Figur hielte. Denn er hatte seine Pfälzer Heimatliebe und Identität sukzessive auf immer größere Einheiten übertragen, wie wenn man einen Ballon aufbläst. So kam es in seiner Person als einem führenden Politiker zu einer geopolitischen Inflation: Regierungsbezirk Pfalz – Bundesland Rheinland-Pfalz – Bundsrepublik Deutschland (West)  – vereinigtes Deutschland (BRD nach der Wende) — Europäische Union (mit Währungsunion). Kohls Tragik bestand darin, dass er meinte, alles funktioniere nach der Pfälzer Lebensart, ob in Oggersheim, Mainz, Bonn oder Berlin. Ein tragischer Held, der zu viel wollte?

Ich skizzierte damals spontan auf einer Papierserviette den (linksrheinischen) Pfälzer Ursprung Kohl’schen Denkens und Ausgangspunkt seiner Weltsicht. Die Pfalz ist rund wie das Heimatgefühl der Pfälzer. Wer die “Die pälzisch Weltgeschicht” von Paul Münch (Erstauflage 1909) kennt, weiß um diese Mentalität (der ich selbst ein bisschen anhänge).  Dort wird die Frage, wo das Paradies gewesen sei, so beantwortet:

“mer braucht die Landkart anzugucke,

Dann sicht mer glei, ‘s war nerjends als

In unrer liewe, scheene Palz.”

 

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Geografische Skizze: Rechts der Rhein mit dem Knie bei Mainz; der Halbkreis deutet Rheinhessen an; der große Kreis markiert die Pfalz; mit den Städten Ludwigshafen (großer Balken re.); darüber Oggersheim (Punkt) sowie Kirchheimbolanden (oben) und Kaiserslautern (Mitte)

 

Es ist witzig: Wenn man diese Skizze um 90 Grad nach rechts dreht, erkennt man ein Gesicht: die Geo-Physiognomie von Helmut Kohl? 

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Helmut Kohl: Eine geo-physiognomische Zeichnung (Erklärung siehe oben)